Aktuell werden die Balkone komplett abgerissen und die Säulen als einziges geborgen. Die Balkone werden dann vermutlich komplett neu errichtet und die Säulen als historisches Detail angebaut. Eine Ansicht von Denkmalrettung, die man nicht mehr oft trifft. Aber wahrscheinlich wird auch diese Denkmalvernichtung im Bezirk Berlin Treptow-Köpenick mit voller Denkmalabschreibung belohnt.
nach Akteneinsicht: Abriß wurde durchgeführt, Sicherung nicht
Nach Einsicht der Akten zum (Teil-)Abriß des Flügels des Gesellschaftshauses stellen wir fest:
1. Es wurde wesentlich mehr abgerissen als erlaubt war. Entgegen der Pressemitteilung des Bezirksamtes wurde auch auf der Gartenseite mehr abgerissen als erlaubt. Diese Maßnahme wurde vom Bezirk im Nachhinein genehmigt und ohne Bußgeld oder Strafe akzeptiert.
2. Die statischen Maßnahmen zur Sicherung des Gebäudes wurden nicht durchgeführt. Der Statiker des Bauherren hatte abstützende Maßnahmen für die Wände gefordert. Diese wurden nicht durchgeführt, es wurden teilweise beim weitergehenden Abriß sogar statisch wichtige Bauteile mit entfernt. Dieser Umstand wurde vom Bezirk nicht beanstandet. Die Arbeiter arbeiteten somit ca. 8 Wochen unter nicht gesicherten Bauteilen.
Ganz offensichtlich gelten allgemeine Gesetze für den Bauherren nicht. Der Mitarbeitermangel lässt es offensichtlich nur zu, dass Ausnahmen für den Bauherren geschrieben werden, die Umsetzung wird jedoch nicht kontrolliert.
P.S. Nach ca. 8 Wochen erfolgte eine Sicherung der Wände. allerdings nicht mit der im Abrißantrag beschriebenen Konstruktion.
Bilder vom Brand und Abriss
Auf den Bildern kann man ganz gut das Ausmaß des Brandes und des folgenden Abrisses sehen. Die linken Räume zeigen keine Brandspuren. Nicht einmal die Farbe auf der Dielung ist beschädigt. Trotzdem bestätigt das Amt, dass das Mauerwerk so geschädigt ist, dass es abgerissen werden muß. Warum andere Bauwerke Brandwände aus Mauerwerk haben, bleibt das Geheimnis der Unteren Denkmalpflege Treptow-Köpenick.
Einmal mehr gelten die Gesetze für den Investor nicht
Die Begeisterung währte nur kurz. Scheinbar haben „höhere Stellen“ entschieden, dass der Investor sich nicht an Gesetze halten muss.
……Die in der Woche vom 05.-12.08.2019 am Denkmal Gesellschaftshaus in der Regattastraße durchgeführten Abbruchmaßnahmen waren korrekt.
Nach Prüfung vor Ort am Donnerstag 08.08.2019 wurde durch Vertreter und Vertreterinnen der Unteren Denkmalschutzbehörde und der bezirklichen Bauaufsicht nach Abstimmung mit Statiker und Prüfstatiker bestätigt, dass es zur Gefahrenabwehr erforderlich war, mehr Mauerwerk abzubrechen als in der nach dem Brand am 16.07.2019 erteilten denkmalschutzrechtlichen Genehmigung freigegeben war. Nach Prüfung der vorliegenden Unterlagen wird bestätigt, dass das Vorgehen durch den Bauleiter vor Ort fachlich angemessen und berechtigt war….
Allerdings bemerkenswert, dass der Bauleiter gar nicht vor Ort war, als mehr abgerissen wurde, als erlaubt war.
Endlich zeigt die Denkmalbehörde Flagge!
Pressemitteilung des Bezirkes vom 05.08.2019:
….Gegen 8:30 Uhr wurde das Bezirksamt informiert, dass über die Genehmigung hinaus Teile des Denkmals abgebrochen würden. Aufmerksame Bürger hatten umgehend Polizei und Bezirksamt informiert. Die Untere Denkmalschutzbehörde ging den Vorwürfen umgehend vor Ort nach. Es zeigte sich, dass Abbrucharbeiten abweichend von der erteilten denkmalrechtlichen Genehmigung ausgeführt werden. Die Rückbauarbeiten vor Ort sind durch die örtliche Bauleitung zu überwachen; der Bauleiter vor Ort habe eigenmächtig über die Erweiterung des Abbruchs entschieden, da dies aus statischen Gründen erforderlich gewesen sei….
vollständige Pressemitteilung unter:
https://www.berlin.de/ba-treptow-koepenick/aktuelles/pressemitteilungen/2019/pressemitteilung.834736.php
Damit hat die neue Amtsleiterin Untere Denkmalpflege Frau Brauchle gleich in den ersten Tagen ihres neuen Jobs schon mal ein Zeichen gesetzt. Wir wünschen ihr weiter viel Elan und Durchsetzungsvermögen im Dienste der Rettung der Baudenkmäler!